Montag, 20. Dezember 2010

Weihnachten in der Leseprobe – Wurzeln der Hoffnung

Wurzeln der Hoffnung von Miluna Tuani
Leseprobe
Wurzeln der Hoffnung
Doch nun galt es wieder einmal, den Fluss zu durchqueren. Sie tastete sich Schritt für Schritt voran durch das schlammig braune, reißende Wasser. Sie wusste, dass sie nicht hinfallen durfte. Dann würde ihr Weihnachtsmenü in den Fluten davonschwimmen.
Das Wasser schoss und wirbelte dahin und die Riemen des voll beladenen Rucksackes schnürten sie auf den Schultern ein. Sie war mehr als froh, als sie das andere Ufer endlich erreicht hatte. Bis zum Bauchnabel durchnässt aber ohne Verluste kletterte sie auf allen Vieren an der Uferböschung hoch. Sie rappelte sich auf und lief über den steinigen Weg zwischen den beiden Flussarmen.
Der zweite Flussarm war nur ein Rinnsal. Er führte nur dann nennenswert viel Wasser, wenn es mehrere Tage lang viel geregnet hatte.
Das Schlimmste des Weges hatte sie überwunden. Nun brauchte sie nur noch den steil ansteigenden aber verhältnismäßig gut begehbaren Weg bis zum Haus hoch zu laufen. Aber sie spürte schon Ermüdungserscheinungen. Der Rücken schmerzte unter dem Gewicht des Rucksacks und die Kleidung klebte kalt und feucht an ihrer Haut.
Erleichtert atmete sie aus, als sie das erste Tor erreicht hatte, dessen Pylone sie selbst aus den Steinen, die überall herumlagen, errichtet hatte. Nachdem sie es passiert hatte, kam schon das zweite Tor in Sicht, auch ein Produkt eines Anfalls von überflüssiger Energie, den sie ab und zu hatte.
Dahinter schaute das Häuschen hervor. Es war immer noch dicht bewachsen mit Efeuranken, die nun in voller Blüte standen. Alicia liebte den süßen, fruchtigen und betörenden Duft, der von ihnen ausging und ebenso den Duft der Blüten der alten Mimosenbäume. Sie schloss die Augen und atmete diese Wohlgerüche zufrieden ein.
Was für ein zauberhafter Ort das hier doch ist. Selbst im Dunkeln und mit geschlossenen Augen finde ich hierher zurück. Welch berauschender, süßer Duft. – Ich werde mich informieren, wie man Parfum herstellt, und ein Parfum aus diesen Wohlgerüchen kreieren. Ich bin sicher, das würde sich gut absetzen.
Alicia wurde in ihren Gedankengängen unterbrochen, als Shakira und ihre sieben Kinder, die inzwischen schon um einiges größer waren als ihre Mutter, freudig bellend angelaufen kamen. Sie begrüßten ihr Frauchen wie immer etwas zu stürmisch.
Alissaya, die rotbraune, sanfte Stute, die Lucrezia ihr zum Reiten und zum Transportieren von Sachen zur Verfügung gestellt hatte, kam ebenfalls auf sie zu. Die rotfellige Pferdedame hatte jedoch seit der Flutkatastrophe Angst vor dem lauten Fluss. Sie weigerte sich, ihn zu überqueren. So musste Alicia ihr Gepäck alleine schleppen.
Alicia streckte ihr die Hand entgegen und schrie die Hunde an: »Zitti, zitti [Kinder, Kinder], nicht anspringen, bitte! Sonst falle ich mit dem schweren Zeug wie eine Schildkröte auf den Rücken und komme nicht mehr hoch. Und wer hilft mir dann – keiner. Nein, so möchte ich nicht enden, und schon gar nicht zu Weihnachten.«
Sie schwankte die letzten Schritte bis zur hohen Steintreppe. Dann kniete sie sich erschöpft nieder und befreite sich von ihrer schweren Last. Die schmalen Riemen des Rucksacks hatten tiefe Einschnitte auf ihren Schultern hinterlassen, die sie sich nun massierte.
Andromeda und Xandulian, Lanni und Savi, die Lieblingskatzen, kamen angesprungen und die Hunde rannten ihnen hinterher.
»Zitti, jagt mir die Katzen nicht!«, rief sie energisch. Denn ihre laute, energische Stimme war das Einzige, worauf diese Hundekinder reagierten. Die Mischlinge aus Jagdhund und Belgischem Schäferhund verhielten sich abwechselnd wie schwer erziehbare Jagdhunde und wachsame Schäferhunde. Aber Alicia liebte die Hunde alle. Deshalb hatte sie es auch noch nicht übers Herz gebracht, einen Einzigen von ihnen abzugeben.
Andromeda und Xandu, die Stammeltern der Katzenzucht, sprangen auf Alicias Schulter. Sie stand nun auf, um die Tür aufzuschließen. Dabei rief sie den Hunden zu: »Ihr bleibt noch draußen! Ich muss erst alles vorbereiten. Dann gibt es Bescherung.«

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